NASSEREITH

Das Gafleintal, konkret die Wendelingrotte, bei Nassereith ist ein wahres Naturjuwel – geradezu märchenhaft schön. Laut alten Erzählungen sind dort nach Einbruch der Dunkelheit im Schutz des Hochwaldes geheimnisvolle, mystische Wesen zu beobachten. Auch soll schon mancher Wanderer aus dem Gaflein nicht mehr zurückgekehrt sein. Ein Spuk der besonderen Art spielt sich derzeit wochenends ab.

Kleine gnomartige Männlein mit bunten Zipfelmützen treiben nach Einbruch der Dunkelheit ihr (Un)wesen. Einer, ein ganz Mutiger, der es wagte, das Tal bei Dunkelheit zu betreten, soll nach seiner Rückkehr ins Dorf berichtet haben, dass es eine Männer-WG sei, die dort hause – frisch, fröhlich und frei von Frauen.

Komplexbeladen, mit Brettern wild um sich schlagend, sollen sie total ausrasten, wenn sie nur das Wort „Frau“ hören. Doch flugs, mit dem Erscheinen einer Prinzessin, auf den Namen Schneewittchen getauft, sei es aus mit der Idylle. Damit nicht genug, tauche auch noch eine „grottenhässliche“ und hundsgemeine verkleidete Königin auf, die nach dem Leben des Prinzesschens trachte. An kussbereiten Prinzen solle es plötzlich nicht mehr mangeln. Recherchen der Tiroler Tageszeitung bestätigten den Bericht des mutigen Reisenden. Anstifterin des zweifelhaften, um nicht zu sagen, kriminellen Geschehens ist Lydia Thurner, unter deren genialer Regie der sexistische Haufen um Brummboss, Cookie, Sunny, Cloudy, Bubi, Ralfi, Schneewittchen und Co. vom Clan der Kranewitter Bühne Nassereith für jede Menge urkomische und atemberaubende Momente sorgt. Regieeinfälle zum Totlachen, schauspielerische Höchstleistungen, Gag um Gag – wenn da nicht verbotene Substanzen im Spiel sind? Glaubhaften Hinweisen zufolge soll ein gewisser Otto Waalkes – um Gottes Willen, wie kann man nur so heißen – hinter der geheimen Mission mit dem Code „7 Zwerge – Männer allein im Wald“ stecken. Es gilt natürlich die Unschuldsvermutung.

Für zusätzliche Aufregung sorgen zudem Fanfarenbläserinnen und „Palastwachinnen“. Für die ausgefallenen bunten und ungemein kleidsamen Kostüme zeichnet nicht „Carla Lageracker“ verantwortlich, sondern Bettina Brand. (Anm.: Bei den zuvor genannten Namen handelt es sich zweifellos um Decknamen.) Die wahre Identität der Akteure verrät ein Folder, der zu Beginn des bunten Treibens erhältlich ist. Pssst! Nichts weitererzählen, zu groß wäre die Gefahr durch Nachahmungstäter!

NASSEREITH. Otto Waalkes Film "7 Zwerge, Männer allein im Wald"

aus dem Jahr 2004 stand Pate für die Theaterversion von Bernd Eilert und Otto Waalkes. Die Kinozeitschrift Cinema schrieb damals: “Statt einer Story gibt’s nur ein Gagfeuerwerk, das mal mehr, mal weniger zündet.”

Das Gagfeuerwerk ist im Gafleintal angekommen, nur das mit “weniger zünden” kann in Nassereith getrost vergessen werden. Denn die Nassereither Zwerge zünden durchgehend und mit Volldampf. Hermann Krabichler, Stefan Agreiter, Ernst Riha, Jan Brand, Markus Falbesoner, Philipp Mang und Otmar Böss als Zwerge sind ganz im Element, Spielfreude, Witz und sprühender Humor sind allen eigen. Eine tolle Partie liefert auch Günther Agerer, der als Ralfie versucht, in die Zwergentruppe aufgenommen zu werden. Zum Brüllen.

Johanna Schatz als Schneewittchen verzaubert spielerisch die Zwerge. Nach ihrem Einzug ins Zwergenhaus ist nichts mehr so wie es war und die Männer-WG erliegt dem Charme der schönen Prinzessin.

Wieder zurück auf den Nassereither Brettern, die die Welt bedeuten, ist Heini Schaber als Spliss. Köstlich – auch im blauen Kostüm und in Stöckelschuhen macht er sich prächtig.

Dietmar Unterlechner gibt den Hofnarr routiniert wie immer. Fabienne Trs als Spiegel sowie Corinna Lair, Maria Lechner und Tamara Agerer als Fanfarenbläserinnen überzeugen durchwegs. Genauso wie Bettina Brand (sie schneiderte die Kostüme) und Birgit Auer als Palastwachen. Ein richtig sensationelles Spiel als Königin liefert Martina Wander. Das geht nicht besser.

Die Regie liegt in den bewährten Händen von Lydia Thurner, die den Gagfluss nie durch irgendwelche Regieeskapaden unterbricht.

Fazit: Zwei köstliche Theaterstunden in der Freilichtbühne im Gaflein.